Einhundertfünfundzwanzig Schulsozialarbeiter *innen, Lehrkräfte und Polizeibeamt*innen aus Sachsen nahmen am 6. September an der Evangelischen Hochschule Dresden (ehs) am Fachtag der LAG Schulsozialarbeit Sachsen e.V. zum Thema „Was tun bei Cybermobbing?“ teil. Hinzu kamen Referentinnen und Refer-enten, sowie die Vertreter*innen der Kooperationspartner. weiterlesen
In seinem Grußwort betonte Prof. Dr. Ulf Liedke (Prorektor der Evang. Hochschule Dresden) die Bedeutung von Schulsozialarbeit für Kinder und Jugendliche am Lebensort Schule und die Wichtigkeit eines sozialarbeiterischen Studienabschlusses für die Qualität der Unterstütz-ungsleistung. Deswegen und um einem sich bereits abzeichnenden Fachkräftemangel zu begegnen, müsse auch ein Ausbau grundständiger und berufsbegleitender Studienplätze in Sachsen erfolgen. Prof. Liedke anerkannte die Arbeit der LAG Schulsozialarbeit Sachsen e.V. als landesweite Garantin für hochwertige Schulsozialarbeit und empfahl eine personelle Erweiterung der Geschäftsstelle, um mit der Verdopplung der Schulsozialarbeiter*innen in Sachsen Schritt halten zu können.
In Vertretung des Dresdner Jugendamtsleiters sprach Abteilungsleiter Kevin Görden ein Gruß- wort des Jugendamtes Dresden. Anschließend berichtete LAG-Vorstandsvorsitzender Stev Pauli aus seiner langjährigen Erfahrung als Schulsozialarbeiter zum Umgang mit dem All-tagsphänomen Cybermobbing und wünschte eine erfolgreiche Tagung. (Foto: eigene Quelle)
Im ersten Hauptreferat referierte Prof. Dr. Pfetsch von der TU Berlin Forschungsergebnisse zum Thema „Virtuelle Zaungäste – was tun die Zuschauer*innen bei Cybermobbing?“. Ein Auszug: „Viele Formen von Cybermobbing finden in der (Teil-)Öffentlichkeit des Internets statt und das Publikum spielt daher eine wichtige Rolle. Erfahrungen im Schulalltag und Internet hängen eng zusammen. Jugendliche sehen nur teilweise die Verantwortung bei sich, als By-stander (Zuschauer) bei Cybermobbing einzugreifen, und erwarten nicht, damit etwas zu erreichen. Andererseits belegen viele Fallbeispiele, dass Bystander Einfluss haben können, wenn sie sich online oder offline für die Opfer einsetzten. Bystander können sich entscheiden, ob sie zu einem „Teil des Problems“ oder zu einem „Teil der Lösung“ von Cybermobbing werden. (Willard, 2007)“ Den vollständigen Vortrag finden Sie hier.
Anschließend gab Birgit Kimmel von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz auch im Namen der EU-Initiative klicksafe einen Blick in „Fenster in jugendliche (Cyber-)Welten“ und erklärte die jugendtypische Faszination von Social Media Angeboten mit der Befriedigung jugendlicher Bedürfnisse. Pädagogische Konsequenzen seien daher: Jugendliche müssen Fähigkeiten entwickeln (Foto: eigene Quelle) soziale Kontexte verstehen und definieren zu können, und soziale Werte und Normen zu übertragen. Anti-(Cyber)Mobbingâ€Arbeit an Schulen brauche deshalb: Zeit, Strategie, Konzept, Nachhaltigkeit, Ressourcen, Personen, Engagement und eine veränderte Schulkultur: eine „Kultur der Anerkennung und des Respekts“. Zum Vortrag geht es hier.
Jürgen Schmidt (sys.paed – Gesellschaft für systemische Pädagogik und Soziale Arbeit in Schule und Jugendhilfe) lieferte in einem eindrucksvollen Referat zum Tagesthema „Was tun bei Cybermobbing?“ Antworten aus dem Systemischem Konfliktmanagement am Beispiel einer Cyber-Attacke. Er erinnerte dabei an Adornos „Forderung, dass Ausschwitz nicht noch einmal sei“ als Prämisse jeglicher Erziehung und stellte einen sehr umfassenden Ansatz zur Intervention bei Cybermobbing vor, das „SIMPLEX-Modell des systemischen Konfliktmanagements“. Die Datei zum Vortrag finden Sie hier.
Nach der Mittagspause ging es weiter in fünf Foren, in welchen meist nach kurzen Inputreferaten thematisch gearbeitet wurde.
Forum I
Präventionsmöglichkeiten gegen Mobbing, Aufbau einer Streitschlichtergruppe, Sozialkompetenztraining - Manuela Pinkernelle, Michael Andrä, Landesamt für Schule und Bildung Sachsen - Material 1, 2, 3, 4
Forum II
Ausflug in jugendliche (Cyber-)Welten - Birgit Kimmel, EU-Initiative klicksafe bei der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz
Forum III
Was tun bei (Cyber)Mobbing als Lehrkraft, Schulleitung oder Schulsozialarbeiter? - Jürgen Schmidt, sys.paed Ötisheim
Forum IV
Cybermobbing – Eltern als Partner der Prävention - Uwe Killisch, Aktion Jugendschutz Sachsen e.V. - Material
Forum V
Polizeiliches Handeln bei (Cyber)Mobbing - Elena Nyderle, Landeskriminalamt Sachsen, Zentralstelle für polizeiliche Prävention - Material
Zum Abschluss des Fachtags versammelten sich die Teilnehmer*innen noch einmal im Hörsaal, um gemeinsam ein Fazit zu ziehen und zu überlegen, welche Schritte im Nachgang des Fachtags notwendig sind, um Cybermobbing an Schulen wirksam begegnen zu können.
Die Ideensammlung erbrachte dabei:
- Gemeinsame Weiterbildungen („Tandem“) von Lehrkräften und Schulsozialarbeiter*innen zum Thema Mobbingintervention und Sozialtraining
- Aufnahme des Themas Mobbingintervention in die Ausbildung von Lehrkräften
- „Mobbing stoppen – Demokratie fördern“
- Übergreifende landesweite Unterstützung, Bearbeitung der Schnittstellen
- Präventive Streitkultur an Schulen etablieren
- Handlungsleitfaden für Schule und Schulsozialarbeit erstellen, um vorbereitet zu sein
Vorstand und Bildungsreferent*innen der LAG möchten sich an dieser Stelle noch einmal bei allen Kooperationspartnern und -referent*innen bedanken, die zu diesem gelungenen Fachtag beigetragen haben. Vielen Dank auch an die Schülerfirma der 64. Oberschule „Hans Grundig“ aus Dresden für das hervorragende Catering!
Kooperationspartner:
klicksafe.de
EHS Dresden
Jugendschutz Sachsen e.V.
Landeshauptstadt Dresden
sys.paed
LKA Sachsen
Landesamt für Schule und Bildung Sachsen